Ich bin seit fast drei Jahren in der Lehre und kenne nichts anderes als externe Aufbereitung. Die meisten meiner Mitlernenden arbeiten jedoch in internen Aufbereitungseinheiten von Kliniken und Spitälern.
Seit einigen Monaten stellt man mir die Frage nach einer möglichen Weiterentwicklung unseres Zentrums, nach Problematiken – und ich höre, dass ist die Zukunft, höre, das ist nicht gut … kurz und gut, ich bin ein wenig verloren.
Also, warum externalisieren?
Zuerst geht es meist um Kosten. Als Anfänger in dem Beruf kenne ich weder die Gepflogenheiten noch die strategischen Gegebenheiten. Ich habe eigentlich nie über die Gründe nachgedacht, die eine Direktion einer Gesundheitseinrichtung dazu bewegen könnten, ihre Aufbereitungseinheit intern zu behalten oder zu externalisieren. Ich ging jedoch davon aus, dass es eine Geldfrage sein muss … Ich informierte mich deshalb bei der für mich verantwortlichen Person, bei der Geschäftsleitung sowie auch bei Fachleuten aus dem Bereich.
Es scheint, dass eine Externalisierung den Gesundheitseinrichtungen hilft, ihre Kosten zu senken. Die Ausrüstungsgüter für die Sterilisation sind teuer und spezifisch (verschiedene RDGs, verschiedene Sterilisatoren, Verbrauchsgüter, IT-Material, Rückverfolgbarkeits-Software-Programme, Lizenzen, Möbel – möglichst ergonomisch, etc.).
Wenn die Geschäftsleitung einer Gesundheitseinrichtung sich für eine Externalisierung entscheidet, so gründet dies vor allem auf dem Wunsch, lieber in spitzentechnologische Instrumente für die Chirurgen in den OPS zu investieren oder Pflegepersonal für die Patienten einzustellen …
Was kostet Externalisierung?
Je nach befragten Fachleuten und je nachdem, ob sie für oder gegen eine Aufbereitung durch Dritte sind, werden diese vorgeben, dass ihre Varianten kostengünstiger sind.
Folglich habe ich die vollumfänglichen Kosten für die Aufbereitung eines durchschnittlichen Spital-Sets (5000 OP-Siebe pro Jahr) berechnet. Der Selbstkostenpreis setzt sich aus Fixkosten (Räumlichkeiten und Amortisierung des Materials) sowie aus variablen Kosten (Verbrauchsgüter und Löhne zusammen).
Bei meinen Berechnungen ermittelte ich einen Kostenunterschied von rund 30% … zugunsten der Externalisierung und dies trotz der von Drittanbietern verrechneten Marge.
Ich erkläre mir das einerseits durch die Einsparungen an Personal (ein gewaltiges Budget für jedes Unternehmen). Es ist eine Tatsache, dass eine private Aufbereitungseinheit mit weniger Personal mehr produziert (Das ist zwar nicht Gegenstand dieses Artikels, könnte es aber in einem nächsten werden…).
Andererseits erklärt es sich durch die weniger hohen Preise für das Mieten oder den Kauf der für die Tätigkeit notwendigen Räumlichkeiten. Die oft in den städtischen Randgebieten angesiedelten Aufbereitungszentren zahlen weniger teure Quadratmeterpreise als die Spitäler und Kliniken, die näher an der Bevölkerung und den Annehmlichkeiten sind.
Meine Analyse lässt mich denken, dass die Kosten das ausschlaggebende Argument für «machen» oder «machen lassen» sind, und doch könnten weitere Faktoren das Zünglein an der Waage sein.
Rechtliche Auflagen
Wenn der öffentliche Gesundheitsdienst, Swiss Medic oder interne Audits Konformitätsmängel von Räumlichkeiten aufzeigen und bemängeln, dann müssen diese unweigerlich ausgebessert werden. Die dafür notwendigen Investitionen können bedeutsam sein, vor allem für kleinere und mittlere Strukturen.
Kliniken und Praxen sind oft in jahrzehntealten Gebäuden angesiedelt. Die Einhaltung der Normen benötigt einen gigantischen internen Aufwand sowie Investitionen in Infrastrukturen oder aber den Umzug in angemessenere Räumlichkeiten, die beide das Budget sprengen würden. (Es gilt alle Aspekte des Gesundheitswesens, der guten Praxis, bezüglich Personal, Schulung des Personals, Ausrüstungen, Wartungskosten, Validierungen, Ersatz etc. zu berücksichtigen).
In diesen Fällen ist eine Externalisierung die beste Option, um eine qualitative Versorgung der Patienten in einem konformen und sichereren Umfeld aufrechtzuerhalten.
Für die Umwelt
In jüngsten Jahren lehnten viele Ärzte den Einsatz von Einweg-Medizinprodukten weitmöglichst ab. Grund: macht zu viel Müll. Man ist sich dieses Problems zunehmend bewusst – eine Frage von Ethik und Werten.
Die prekäre Umweltsituation hält immer mehr Fachleute an, sich Gedanken über den Einsatz von EW-MP, ihre kurze Lebensdauer sowie die riesigen Müllberge, die sich verursachen, nachzudenken.
Aufbau einer den Anforderungen der öffentlichen Gesundheit entsprechenden AEMP mit klar definierten Zonen: Vordesinfektion, Verpackung und Sterilisation ist nicht realisierbar, genauso wenig wie die Rekrutierung eines MPT oder TSA für das Handling von MW-MP.
Auch in diesem Fall kann eine Auslagerung die beste Lösung darstellen.
Personal
Wenn man in einer dezentralen AEMP arbeitet, dann wird man zum Fachmann für die Wiederaufbereitung von Medizinprodukten ausgebildet, sprich TSA oder MPT. Hier die gesuchten und rekrutierten Profile. Beide erledigen die gleiche Arbeit, eignen sich Fachwissen an und haben Karrieremöglichkeiten für dieses Arbeitsfeld.
Arbeitet man in einer spital- oder klinikinternen AEMP gibt es unterschiedliche Profile (meist im Zusammenhang mit dem medizinischen Bereich): Pflegehilfe, Dentalhilfe, TSA, MPT etc. Gleichzeitig gibt es aber auch sogenannte «Aufgabenverschiebungen», die nicht unbedingt die Kompetenzen im Bereich Sterilisation fördern.
Die Rekrutierung scheint mir für eine Klinik oder ein Spital sehr komplex, da es unzählige Profile für verschiedenste Abteilungen der Gesamtorganisation mit unterschiedlichen Ausbildungen und für die Begleitung vielzähliger Projekte zu rekrutieren gilt.
Wenn ich den «Befürwortern der Auslagerung» Glauben schenke, dann reimt die Rekrutierung für ein einziges Fachwissen mit dem Angebot für Fachleute der Gesundheit sich auf ihren «eigentlichen Beruf – die Pflege» zu konzentrieren und es den ausgelagerten Unternehmen zu überlassen, sich auf ihren «eigentlichen Beruf – die Technik» zu konzentrieren. Aber jeder kann das natürlich frei entscheiden.
Meine eigene Meinung
Aufbereitungseinheiten, egal wo diese sich befinden, bleiben unabhängige Dienststellen mit Schlüsselkompetenzen. Sobald eine AEMP nicht mehr direkt neben dem OPS liegt, handelt es sich meiner Meinung nach bereits um eine Auslagerung, natürlich in nächster Nähe, aber dennoch um einen ausgelagerten Dienst: Schliesslich werden Material, Ausrüstungsgüter und Kompetenzen ausgelagert.
Ich bin schliesslich der Meinung, dass ein Auslagerungsprojekt gut durchgeführt, analysiert und vorbereitet sein muss. Es gilt mehrere Projekte gleichzeitig umzusetzen: Wechsel, Management, Organisation, Schulung, Werte, Kultur.
Ob interne oder externe Aufbereitung, in beiden Fällen müssen sich die richtigen Fragen gestellt werden damit es funktioniert.
Spitalinterne Aufbereitung
Stärken | Schwächen |
Nur ein Kunde, grössere Nähe Funktioniert auf Abruf Kürzere Reaktionszeiten bei Notfällen Minimaler Instrumentenbestand Kein oder wenig Transport Attraktiverer Arbeitsplatz für Personal (Stadt) Berufskompetenzen bleiben intern erhalten | Saisonale Auslastung Bestimmtes Material wenig genutzt Belegt Räumlichkeiten, die den Patienten zugutekommen könnten Die Aufbereitung ist eine dem OPS angegliederte Aktivität Hohe Ansprüche des Personals Hohe Abwesenheitsraten Komplexes Handling von Ferien/krankheitsbedingten Ausfällen Zertifizierung nicht obligatorisch (Sicherheit) Risiken bezüglich Aufbereitung ausserhalb der normalen Arbeitszeiten der AEMP |
Chancen | Sachzwänge |
Nahe an universitärer Forschung Nähe zu den Chirurgen «Geschützter» Status des Personals, wenn Beamte | Arbeitsbereich nur schwer vergrösserbar Benötigtes Ersatzmaterial bei Ausfällen Unregelmässige Auslastung (grosse Spitäler) Starker Druck vom OPS Budgetzwänge (Material teuer) Stände Schulung des Materials Umfassende Teamarbeit (Betreuung) Nachtarbeit für grosse Zentren |
Externe Aufbereitung
Stärken | Schwächen |
Gesundheitsfachleute können sich so auf ihren eigentlichen Beruf konzentrieren Kundenvielfalt und somit verschiedene Fachgebiete Konstante Auslastung (mehrere Kunden) Instrumentenvielfalt, keine oder wenige veraltete Instrumente Optimale Nutzung der Ausrüstungsgüter Einheitspreis pro aufbereitetes Set niedriger Sterilisation ist die Hauptaktivität | Längere Zeit für Notfallaufbereitung Material kommt in Wellen an Deckt nicht immer alle Sterilisationsverfahren ab (Peroxid, Ethylenoxid) Braucht grossen Instrumentenpark (ausgelagerte Logistik) Wenig attraktiver Arbeitsplatz für Personal Spätere Arbeitszeiten |
Chancen | Sachzwänge |
Industrialisierter Prozess Befreit Räumlichkeiten im Spital Kauf Ausrüstungsgüter zulasten des Dienstleisters Aufbereitungszonen können ausgeweitet werden Mögliche Verteilung der Arbeitslast/Tag Weniger teurer Standorte Besseres Ferien/Schulungsmanagement Kein oder wenig Druck vom OPS | Chirurgen anspruchsvoller denn «zahlende Kunden» Höhere Investitionskosten Ausrüstungsgüter Komplexität der Ausrüstungsgüter Zertifizierung obligatorisch (Aufbereitung für Dritte) Kunde muss begleitet und organisiert werden Organisation der Logistik für den Kunden Arbeitslastplanung nach Dringlichkeit Braucht hochqualifiziertes und stabiles Personal Notwendigkeit einer guten geografischen Vernetzung |
Arthur Bordry MPT-Lernender, 3. Jahr
Laetitia Gibergy, Standortverantwortliche, Managerin und MPT-Ausbildnerin, Stericenter